Sonntag, 10. September in Haluna

08:14 Uhr (finnische Zeit) Sodeli, ausgeschlafen. Oder halt einfach so lange, bis der Enkelsohn Feuerwehr gespielt hat.

Koli, Koli, Koli. Was soll ich sagen. Das könnte jetzt alles ein bisschen länger werden. Ich wiederhole mich immer wieder, aber es hört einfach nicht auf mit diesen Glücksgefühlen.

Ganz nach Zeitplan sind wir vor dem Mittag in Koli angekommen. Mit einem Lift auf Schienen (der übrgiens von Garaventa Thun montiert wurde), ging es ein Stück bergauf. Ich habe die gut hundert Treppenstufen genommen und meine Gastfamilie oben getroffen. Durch die Bäume konnte ich schon da erahnen, was für eine Aussicht auf mich wartet. Nach Pipipause sind wir losmarschiert. Ich bin es mir mittlerweile gewohnt, dass finnisches Wandern genau gar nichts mit Wandern in der Schweiz zu tun hat. So haben wir auch gestern nach zehn Minuten Treppensteigen bereits Pause gemacht. Diesesmal aber meinetwegen. Wie angewurzelt stand ich auf einem grossen Stein und schaute in dir Ferne. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich halt wieder Bäume und Seen gesehen habe, ist es für dich vielleicht schwer zu verstehen, warum sich meine Augen (schon wieder) mit Tränen gefüllt haben. Ich weiss es halt auch nicht. Irgendetwas macht dieses Land mit mir. Diese Ferne, die unendliche Natur, die Stille, die Farben. Es nimmt mit jedes Mal wieder den Atem. Meine Hostmum schaute mich ein wenig besorgt an, ich versicherte ihr, dass alles gut ist und wir setzten uns hin, um unser Picknick zu geniessen.

Koli ist eine der zwölf Nationallandschaften Finnlands und befindet sich inmitten eines Nationalparks. Den höchsten Punkt auf knapp 350 Metern, fühlte ich mich schon fast wie auf einem echten Berg. In der Ferne konnte ich die Grenze zu Russland sehen.

Nach Kaffee, Sandwich, Schoggi, Zucchetticake, Apfel und genug Wasser, sind wir weiter. Überall gab es kleine Wege, die wieder zu neuen Aussichtspunkten geführt haben. Ich bin auf den Steinen rumgeklettert, habe mich immer wieder eine Weile hingesetzt und die Aussicht genossen. Finnland genossen. Die Wehmut hat gestern definitv eingesetzt. Ich werde das alles so sehr vermissen.

Nach drei Stunden Rumgeklettere, mir, die wieder alle zehn Minuten sagt: „this is so beautiful!“, zwei Essenspausen und doch ein paar Höhenmeter, sind wir zurück zum Auto. Wir sind am See entlang gefahren, die Abendsonne hat die herbstlichen Bäume in ein magisches Licht getaucht und bald sind wir beim Summer Cottage angekommen. Ich wiederhole mich jetzt nicht noch mal. Es war…ganz okay.

Wir haben das ganze Essen, das meine Hostmum am Voraben gekocht hat, ausgepackt und gegessen. Danach war es Zeit für Sauna Nummer 12. Ich habe wahrscheinlich mehr Saunas gesehen als jede Finnin. Sauna Nummer 12 war heiss. Also so richtig heiss. Knappe 100 Grad. Gut, dass da ein See war. Ich bin raus auf den Steg, habe die Ruhe genossen, das stille Wasser, die Sonne in den Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite und habe versucht, nicht traurig zu werden. Das Seewasser hat mich abgelenkt. Häi, war das kalt! Nach einer zweiten Runde Sauna gab es Kaffee und Kuchen, bevor wir uns dann auf den Rückweg gemacht haben. In der Dunkelheit sind wir die 100 Kilometer zurück nach Nilsiä gefahren. Zuhause angekommen habe ich mich zum x-ten Mal bei meinen Gasteltern bedankt für den unvergesslichen Tag. Meine Hostmum hat mich sogar in den Arm genommen.

Ja, das war mein Tag gestern. Heute ist das Wetter grau. Perfekt zum drinnen bleiben und einfach mal nichts tun. Mal schauen wie lange wir das aushalten.