Samstag, 15. Juli in Äänekoski

01:21 Uhr (finnische Zeit) Jetzt weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Nach dem emotionalen Tief gestern, geht es mir mittlerweile wieder wunderprächtig. Hier ein paar Gründe:

– Grund Nr. 1: Ticket fürs Tammerfest Festival in Tampere ist gekauft. Meine Gastfamilie liebt selber Konzerte und weiss, wie viel Musik einem Menschen bedeuten kann. Als ich sie fragte, ob es oke wäre, wenn ich es am Freitag nochmal versuchen würde, meinten sie nur: „It would be stupid not to do it. You’re here only once and you should live every moment and make sure your dreams come true.“ Ich kann entweder ein Auto von ihnen brauchen, jemand kommt mich abholen oder ich kann nach dem Konzert nach Helsinki, da das etwas näher gelegen ist und ein Teil der neunköpfigen Familie übers Wochenende sowieso dort ist. Wie lieb ist das bitte? Alles gut also, solange Samu bis in einer Woche wieder gesund ist.

Grund Nr. 2: Der Start mit meiner neuen Gastfamilie war etwas holprig. Mittlerweile habe ich aber alle sieben Kinder und beide Elternteile kennengelernt. Und sie sind toll! So unkompliziert und offen. Ihr Englisch ist definitiv schlechter, als das meiner ersten Gastfamilie. Was ich gut finde, ich will ja weiter Finnisch lernen. Ich solle ihnen einfach sagen, wenn ich mir etwas anschauen will, irgendwo hingehen will, alleine oder mit ihnen, was auch immer. Ich solle mir keine Sorgen um gar nichts machen. Nicht über die Anfahrt oder die Rückkehr noch sonst was. Es sei alles möglich und sie möchten einfach nur, dass ich eine tolle Zeit hier habe. Wow! Und das nach diesem komischen Start.

Grund Nr. 3: Den ganzen Nachmittag habe ich mit den vier Kindern, die zuhause waren, Puzzle gemacht. Danach haben sie das ganze Potential aus dem einizigen englischen Satz geholt, den sie wohl kennen: „What is your favourite…“. Es fing ganz normal an mit: Music? Food? Colour? Animal? und ging dann weiter mit: Day? Horse? Month? Ich habe brav geantwortet und wir sprachen sogar ein paar Sätze Finnisch. Danach haben wir Pancakes gebacken und diese mit Blueberries, Glacé und Sirup gegessen.

Grund Nr.4: Dann kam die ganze Familie nach Hause. Mein Hostdad Nr. 2 ist viel gesprächiger als Hostdad Nr. 1. Sein Englisch ist aber genauso miserabel. Und auch er findet alles rund um den Krieg und die Politik spannend. Meine Hostmum kann auch kaum Englisch, ist aber sehr lieb und weiss, dass sich ihre Kinder gut um mich kümmern. Zuerst hat die zweitälteste Tochter mir ein Privatkontert auf den Klavier gegeben und mir alle ihre finnischen Lieblingslieder vorgespielt. Sie spielt unglaublich gut. Bis vorhin sassen wir am grossen Esstisch mit dem lieben „Nachbarn“ von gestern (Er ist 18 Jahre jung) und haben über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und Finnland philosophiert. Wir haben Käsetoast und Schokoladenkuchen gegessen und natürlich Kaffee getrunken. Ich habe so viel neue Sachen gelernt. Die schreibe ich aber ein anderes Mal auf.

Es ist also doch noch alles gut gegangen und ich freue mich auf die Zeit hier.