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Nachhaltigkeit an Schweizer Schulen

Céline ist meine Schwester und arbeitet seit vier Jahren an einer öffentlichen Schule im Kanton Bern. Dort ist sie Klassenlehrerin einer gemischten 1./2. Klasse und betreut im  Durchschnitt 20 Schülerinnen und Schüler pro Schuljahr. Ich hatte bereits das grosse Vergnügen Céline und ihre Klasse auf die eine oder andere Schulreise zu begleiten. Immer wieder geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass wir bei den Kleinen anfangen müssen, wenn wir in Zukunft einen Wechsel unseres Verhaltens sehen wollen. Wenn die junge Generation es falsch von uns lernt, liegt die Verantwortung noch mehr auf unseren Schultern. Ich habe mich also mit Céline unterhalten und sie gefragt, ob das Schweizer Schulsystem auf genau diese Gedanken ausgelegt ist und was sie in ihrem Schulalltag tut, um für eine nachhaltigere Zukunft zu sorgen.

Céline Nachhaltigkeit Schule

Liebe Céline, stell dich und deine Schule doch kurz vor.

Ich bin im Jahr 2018 ins Berufsleben als Primarlehrerin eingestiegen und unterrichte seither eine  1./2. Mischklasse im Emmental. An der Schule werden etwa 180 Kinder unterrichtet – vom  Kindergarten bis in die 9. Klasse. In jeder Schulstufe gibt es eine A und eine B Reihe. Das Schulklima  ist sehr familiär, man kennt einander – das geniesse ich sehr. Wir sind ein junges Team, welches die  gleichen Wertvorstellungen hat und effizient zusammenarbeitet.

Du bist nun seit vier Jahren als Lehrerin tätig, was gefällt dir besonders an deinem Beruf? 

Ich finde es toll, jeden Tag mit Kindern arbeiten zu dürfen. Natürlich ist es manchmal anstrengend.  Im Grossen und Ganzen bereitet es mir aber sehr viel Freude und die Kinder stecken mich jeden Tag  aufs Neue mit Ihrer Neugierde, ihrer Spontanität und Unbeschwertheit an.  

Mir ist bewusst, dass ich einen grossen Einfluss auf die Kinder habe und versuche ihnen deshalb ein  gutes Vorbild, aber vor allem auch eine vertrauenswürdige Bezugsperson zu sein. 

Klassenzimmer

Erkläre uns doch Mal ganz allgemein, wie das Schweizer Schulsystem aussieht

Das ist eine sehr allgemeine Frage und kann in diesem Rahmen kaum beantwortet werden, da es in der Schweiz ganze 26 verschiedene Schulsysteme gibt (pro Kanton gibt es ein eigenes Schulsystem). Mehr dazu findet man auf den jeweiligen kantonalen Webseiten.  

Das Berner Schulsystem besteht aus drei Zyklen: Kindergarten bis 2. Klasse, 3. bis 6. Klasse  und die Oberstufe (7. bis 9. Klasse). Die Kinder besuchen in der Regel zwei Kindergartenjahre und sechs Jahre Primarschule. Danach geht es drei Jahre in die Oberstufe (Real- oder Sekundarstufe / spez. Sek).  Je nach Schülerzahlen wird entschieden, wie die Klassen zusammengesetzt werde (Jahrgangsklassen  oder Mischklassen).  

Im Kanton Bern wird mit dem Lehrplan 21  gearbeitet. Er beinhaltet fachliche und überfachliche  Kompetenzen, welche die Kinder erreichen sollen.  

Im Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) gibt es zudem die Entwicklungsorientierten Zugänge. Dazu  gehören zum Beispiel Fantasie und Kreativität, Körper / Gesundheit und Motorik oder auch die  Wahrnehmung.

Wasserflasche Schule

Ist im Schweizer Lehrplan das Thema Nachhaltigkeit bereits verankert?

Es gibt einen ganzen Abschnitt im Lehrplan mit dem Namen “Bildung für nachhaltige Entwicklung” Dort wird festgehalten, dass dies ein Grundziel des Lehrplans ist und damit in allen Fächern gearbeitet werden kann.

Im Kapitel „Bedeutung und Zielsetzung“ des Fachs NMG ist im Lehrplan 21 dieser Abschnitt zu finden: 

Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit natürlichen Erscheinungen,  unterschiedlichen Lebensweisen, vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen  Errungenschaften aus verschiedenen Perspektiven auseinanderzusetzen. Sie entwickeln  eigene Sichtweisen auf die Welt, lernen zukünftigen Herausforderungen zu begegnen  sowie Erfahrungen, Strategien und Ressourcen nachhaltig zu nutzen und ihr Handeln zu  verantworten. 

Folgende Kompetenzen habe ich im Lehrplan zum Thema Nachhaltigkeit gefunden:  

  • Die Schülerinnen und Schüler können Einflüsse des Menschen auf die Natur einschätzen und über eine nachhaltige Entwicklung nachdenken. 
  • Die Schülerinnen und Schüler können die Produktion und den Weg von Gütern beschreiben. 
  • Die Schülerinnen und Schüler können Rahmenbedingungen von Konsum wahrnehmen sowie über die Verwendung von Gütern nachdenken. 
  • Die Schülerinnen und Schüler können Formen des Unterwegs-Seins von Menschen, Gütern und Nachrichten erkunden sowie Nutzen und Folgen des Unterwegs-Sein für Mensch und Umwelt abschätzen. 
  • Die Schülerinnen und Schüler können Veränderungen in Räumen erkennen, über Folgen von Veränderungen und die künftige Gestaltung und Entwicklung nachdenken. 
  • Die Schülerinnen und Schüler können Werte und Normen erläutern, prüfen und vertreten.
Nachhaltigkeit Schule

Unternimmst du spezifische Dinge, um deinen Schützlingen das Thema Nachhaltigkeit mit auf den Weg zu geben? 

Im Schulalltag versuche ich möglichst wenig Papier zu verschleissen. Ich kopiere zum Beispiel nicht  für jedes Kind x Arbeitsblätter, sondern lasse sie die Aufgaben in einem Klarsichtmäppchen mit  Folienstift bearbeiten. So können mehrere Kinder mit nur einer Kopie arbeiten.  Statt eines Notizpapiers brauchen die Kinder bei mir Whiteboardtafeln. Auch so können wir viele  Blätter sparen. Jedoch gibt es auch andere Situationen. Wenn die Kinder im Bastel- oder Faltfieber  sind, brauchen sie manchmal Unmengen an Papier. Ich versuche sie dann jeweils darauf aufmerksam  zu machen.  

Weiter probiere ich den Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Ich nehme zum Beispiel meine auffüllbare  Wasserflasche mit in die Schule, das machen mittlerweile auch viele Kinder. Auch bei meiner  Znüniwahl achte ich auf Nachhaltigkeit. Hier kann ich den Kindern bzw. den Eltern nicht  vorschreiben, wie sie es machen sollen, aber ich hoffe auf meinen Einfluss als Vorbild.  

An unserer Schule wird auch der Müll getrennt, also Pet, Alu, Papier und Karton. Die Kinder ab de 5.  Klasse helfen dann auch bei der Papiersammlung mit.

Ab diesem Schuljahr verzichte ich auf meine Papieragenda und plane den Unterricht digital per IPAD  und Stift. Auch jegliche Gesprächsnotizen, To do – Listen und Beobachtungen werde ich nicht mehr  auf Papier schreiben. So hoffe ich, weiter Papier einsparen zu können. 

Was ist deine Haltung zum Thema Nachhaltigkeit an Schulen unterrichten/den Kindern mitzugeben? 

Ich finde es sehr wichtig, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Schule richtig vorgelebt wird. Die  Kinder verbringen einen Grossteil ihrer Zeit hier und nehmen ganz viele Dinge bewusst, aber auch  unbewusst wahr. Hier kann die Einstellung und das Handeln der Kinder schon von früh auf  beeinflusst werden. 

Wie nimmst du das Verhalten deiner Schülerinnen und Schüler im Bezug auf Nachhaltigkeit wahr? 

Wie bei allen Themen ist auch bei der Nachhaltigkeit das Elternhaus entscheidend. Ich merke sofort,  ob die Eltern das Thema zuhause thematisieren und vorleben oder nicht. 

Es sind kleine Dinge, wie zum Beispiel, ob und wie das Sandwich eingepackt ist. Oder es gibt auch  Schülerinnen und Schüler, welche mich schon kritisiert haben, wenn ich zu verschwenderisch mit  Materialien umgegangen bin.  

Ich denke, die Kinder sind zwar noch sehr jung, können aber auf einfache Weise bereits an das  Thema herangeführt werden und kleine Dinge im Alltag nachhaltig umsetzen.

Online Schule

Gibt es sonst noch was, das du hier gerne sagen möchtest? 

Mit der Nachhaltigkeit ist es wie mit so vielen Dingen im Schulalltag. Man versucht den Kindern so  viel wie möglich mitzugeben, leider hat aber nicht immer alles gleich viel Platz neben den „wichtigen“  Fächern wie Mathematik und Deutsch. Deshalb ist es umso wichtiger, Kleinigkeiten in den  Schulalltag zu integrieren und die Kinder so für die Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.

2 Kommentare

  1. Alain

    Joli reportage,bravo. C’est top de contribuer au développement durable pour notre planète. C’est tellement important et précieux de pouvoir encourager les enfants à prendre de bonnes habitudes.

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