Dienstag, 25. Juli in Äänekoski
01:06 Uhr (finnische Zeit) Ja, ja. Es ist wieder spät, ich weiss. Wir waren beim lieben Nachbarn Kaffee trinken. Es stellte sich heraus, dass er mittlerweile, wie auch ein Teil meiner Gastfamilie, mein Reisetagebuch liest. Da hat er sich kurzerhand gemerkt, dass ich diese Gifflar Zimt Dinger mag, und mir eine Packung geschenkt. Wie lieb ist das bitte? Auch haben wir bei unserer letzten Unterhaltung über Münzen gesprochen. Ich wusste zum Beispiel nicht, das jedes Land in der EU eigene Euromünzen hat. Klar sind die dann überall im Umlauf, aber es ist immer erkennbar, von wo sie ursprünglich stammen. Er hat mir eine spezielle Münze geschenkt, die 2017 zur 100 Jahr Feier Finnlands gepresst wurde. Was für ein schönes Souvenir.
Was ich jetzt schreibe, muss ich vielleicht etwas verschlüsseln. Obwohl ich nicht glaube, dass die Polizei dieses Tagebuch liest. Und ich weiss auch nicht, wie schwerwiegend diese Sache wirklich ist. Sagen wir mal so: Es könnte sein, dass jemand aus meiner Gastfamilie, oder vielleicht auch mehrere Personen, heute ein grosses Plakat aus Stoff mit einer Botschaft besprüht haben und dieses am Ratshaus von Äänekoski angebracht haben. Grund dafür ist, dass eine abgelegene Strasse, die junge Teenager zum Mopet fahren genutzt haben, weil dort kein Verkehr ist und es somit sicherer ist, von der Gemeinde mit Bauschutt zugemüllt wurde. Weil vielleicht jemand aus meiner Gastfamilie diese ganz legale Strasse mit seinen oder ihren Freunden genutzt hat, wurde nun dagegen angegangen. Wir sind dann vorbei gefahren, um uns das Kunstwerk anzuschauen. Sie haben sogar noch ein paar Stücke des Bauschuttes vor die Tür gelegt des Rathauses gelegt. Lustig übrigens, dass die Sommerferien des Rathauses von Ende Juni bis Ende August dauern und es somit eine Weile dauern könnte, bis das von jemandem gesehen wird.
Morgen geht es in einen der vier Nationalpärke. Wenn ich zuhause in der Schweiz bin, gehe ich im Sommer oft wandern. Ich stehe jeweils so um 7:00 Uhr auf und dann geht’s los. Wir wollten heute auch früher schlafen gehen, da wir morgen früh aufstehen müssen. Es stellt sich aber heraus, dass früh hier etwas anderes bedeutet. Wir werden ca. am Mittag hier losfahren, eine Stunde im Auto verbringen, und dann rund fünf Kilometer Rundweg durch den Nationalpark wandern. Das Gute ist, dass hier die Höhenunterschiede nicht so gross sind, die Gefahr von Gewitter weniger gross ist, da es keine Berge hat, und dass es sowieso 24 Stunden hell ist. Da spielt es keine Rolle, wenn wir erst spät zurück sind.
Das finde ich sowieso so toll an Finnland. Wem würde es in der Schweiz in den Sinn kommen, um 22:00 Uhr zum Nachbarn oder zur Nachbarin, Kaffee trinken zu gehen? Wem würde es in den Sinn kommen, überhaupt irgendetwas nach 22:00 Uhr zu machen? Ausser vielleicht die Spätnachrichten zu schauen. Dieser Alltag entspricht meiner inneren Uhr auf jeden Fall sehr.
Hyvää yötä.