Dienstag, 19. September in Haluna
00:11 Uhr (finnische Zeit) Ich weiss jetzt gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht am besten am Anfang.
Nach dem Sünnele auf dem Balkon haben wir etwas gegessen und sind dann zum Floorball Training gefahren. Es hat sich herausgestellt, dass es sich dabei um Unihockey handelt. Mein Hostdad spielt seit über dreissig Jahren und er ist mittlerweile 65 Jahre alt. Es war schön, ihn so glücklich darüber zu sehen, dass das Training wieder angefangen hat.
Danach wartete die letzte Sauna. Ich habe es richtig genossen, bin raus zum Abkühlen und habe mir eine zweite Runde gegönnt. Ich werde es so sehr vermissen.
Als wir beim Abendessen waren, kam der Sohn meiner Gasteltern zur Tür rein und meinte, dass die Nordlichter ganz schwach am Himmel zu sehen seien. So schnell hatte ich mich wohl noch nie angezogen. Socken verkehrt rum, zwei Mal zurück ins Zimmer gerannt weil ich meine Mütze nicht gefunden habe und die Haare waren noch nass von der Sauna. Dieses Mal war der Himmel klar. Ich konnte die Sterne funkeln sehen. Davor einmal quer über den Nachthimmel ein Schleier. Es sah aus wie eine ganz langgezogene Wolke. Aber Wolken bewegen sich halt nicht so. Es war relativ früh am Abend also waren die Nordlichter noch sehr schwach, der Himmel noch zu hell. Wir sind wieder rein, haben weitergegessen und sind dann wieder raus. Zum Glück. Dieses Mal war der Himmel voll Nordlichter in Grün und leichtem Rot. In Worte fassen kann ich dieses Gefühl nicht. Es ist einfach schwer zu verstehen, was da gerade passiert. Ich bin während über zwei Stunden immer nur kurz rein, um mich aufzuwärmen, und danach sofort wieder raus. Das muss man sich mal vorstellen. Es ist mein letzter Abend in Nisliä. Ab morgen bin ich im Süden und in einer Stadt mit zu viel Lichtverschmutung für Nordlichter. Und genau heute tauchen sie auf, an dem Ort, wo ich bin. Wie viel Glück kann ein Mensch eigentlich haben?
Zwischen den ganzen Nordlichtern haben mor meine Gasteltern zum Abschied eine Halskette geschenkt. Ein Anhänger mit Engelsflügeln, die zu einem Herz geformt sind. Diese Kette wurde in Kuopio hergestellt und soll mich immer an die Zeit hier erinnern. Was für ein schönes Geschenk! Meine Hostmum hat mir sogar noch ein Lied vorgesungen, in dem sie mir alles Gute wünscht auf meinem weiteren Weg. Es ist ein Wunder, dass ich heute noch keine Tränen vergossen habe.