Donnerstag, 3. August in Äänekoski
00:18 Uhr (finnische Zeit) Die letzte Nacht in Äänekoski ist angebrochen. Wir sassen, wie fast jeden Abend, mit dem lieben Nachbarn am grossen Tisch im Wohnzimmer und es fiel uns sichtlich schwer, aufzustehen und schlafen zu gehen. Zu schön waren all die Momente an diesem Tisch. Ich hoffe so sehr, dass wir den Kontakt nicht verlieren werden, auch wenn ich ab morgen in einer anderen Gastfamilie lebe.
Heute Nachmittag waren wir in Jyväskylä. Zuerst haben wir meinen Hostdad in seiner Firma besucht. Er repariert dort Landmaschinen. Danach ging es weiter in ein Museum, das die Geschichte Finnlands aufzeigt. Und das auf eine sehr spannende und angenehme Art und Weise. Unter anderem lernte ich die Werke des finnischen Architekten Aalto kennen.
Im untersten Stockwerk befand sich meine Lieblingsausstellung: Das Sauna Museum. Da gab es ganz viel zu lesen über die Herkunft der Sauna, über Mythen, Geburten in der Sauna, den Saunaelfen, kochen in der Sauna und ganz wichtig: Was macht das perfekte Löyly aus.
Nach einem kurzen Abstecher in ein Shoppingcenter sind wir zurück gefahren und haben uns an den berühmten Tisch im Wohnzimmer gesetzt. Uns ist aufgefallen, dass ich in den letzten Tagen angefangen habe, viel mehr Finnisch zu verstehen. Ich habe plötzlich angefangen Antworten zu geben auf finnische Fragen, bevor sie mir ins Englische übersetzt wurden. Oder wenn jemand nach einer Übersetzung ins Englische gesucht hat, konnte ich die geben, weil ich das finnische Wort bereits verstanden habe. Das passierte alles ganz unbewusst. Klar verstehe ich im Grossen und Ganzen immer noch kaum was, aber ich mache wenigstens Fortschritte. Da, wo ich jetzt wohne, wird anscheinend das reinste Finnisch Finnlands gesprochen. Morgen fahre ich in eine Region, in der einer der schwierigsten Dialekte gesprochen wird. Ich freue mich.
Ach, und die zwölf Monate habe ich heute auch gelernt. Oder sagen wir zehn. Bei Oktober und November happerets noch ein bisschen.
Auf jeden Fall liege ich jetzt im Bett, mein Rucksack ist gepackt und ich bin bereit, morgen neue liebe Menschen kennenzulernen. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, die tollen Menschen hier zu verlassen.