Solo Travel – meine Erfahrungen mit dem allein Reisen
1. Mai 2022, 7:10 Uhr. Ich stehe am Bahnhof, meinen gepackten Rucksack auf den Schultern und in meinen Ohren dröhnt Musik von “Stress” aus meinen Kopfhörern. In knappen neun Stunden fährt mein Zug im Hamburger Hauptbahnhof ein. In den nächsten Tagen folgen dann noch Kopenhagen und Berlin. Eine Woche, zwei Länder, drei Grossstädte und ich. Meine erste Solo-Reise und ich könnte aufgeregter kaum sein!
Die Idee
Im Frühling 2021 zog ich aus der Wohnung, in der ich zwei Jahre mit meinem damaligen Freund gewohnt habe. Ich fand eine schöne Dachwohnung im Altbau Stil, die alles hat, was ich mir wünschte. Mein neues Zuhause, mein Neuanfang. Es ist an der Zeit, mich um mich selber zu kümmern. Die letzten Jahre waren rastlos. Ich stürzte von einer Beziehung in die nächste, zog zwei Mal um, absolvierte mein Studium zur Dipl. Tourismusfachfrau HF und übernahm die Geschäftsführung eines Restaurants. Meine Bedürfnisse kamen in dieser Zeit nicht nur zu kurz, sondern ich ignorierte sie komplett. Es kam wie es kommen musste und mein Körper setzte dem Ganzen ein Ende. Ich erkrankte im Herbst 2020 an Corona und hatte ein halbes Jahr damit zu kämpfen. Für mich war das ein klares Zeichen, dass es so nicht weitergehen kann und mein Körper für mich die Notbremse gezogen hat. Also suchte ich mir mein neues Zuhause, kündigte meine Job und fing mit einem Life Coaching bei der wunderbaren Linda Martinez an. Mein Leben drehte sich um 180 Grad, im positiven Sinne.
In meinem neuen Job hatte ich nun weniger Verantwortung, weniger Druck und ich verbrachte so den ganzen Winter in den verschneiten Schweizer Bergen. Nach und nach fand ich wieder zu mir selber, zu meinen Wünschen und meinen Zielen. Im Frühjahr 2021 entstand dieser Blog, der mir sehr am Herzen liegt und mir so viel Freude bereitet. Meine Lust aufs Reisen wurde neu entfacht und so beschloss ich, zwei meiner Top-Reiseziele auf meiner Bucket List zu besuchen: Hamburg und Kopenhagen. Und das ganz allein.
Die Umsetzung
Wie ein kleines Kind an Weihnachten freute ich mich auf diese Reise! Durch den Podcast Freiheit auf Schienen von Damaris wurde ich auf die tollen Angebote von Interrail aufmerksam. Ich hatte zuvor bereits davon gehört, mich aber nie gross damit auseinandergesetzt. Ich kaufe mir einen Interrail Pass, mit dem ich innerhalb eines Monats vier Reisetage zu gut hatte. Einen Tag für die Hinreise nach Hamburg, einen Tag für die Weiterfahrt nach Kopenhagen und einen für die Heimreise. Da ich noch einen vierten Tag übrig hatte, beschloss ich spontan auch noch Berlin zu besuchen und von da dann den Nachtzug nach Hause zu nehmen. In meiner Interrail App habe ich alles zusammengetragen, meine Zugverbindungen gespeichert und meine Sitze reserviert. Als nächstes machte ich mich auf die Suche nach Unterkünften. Da ich möglichst günstig reisen wollte, habe ich dann in jeder Stadt ein Hostel gebucht. Über Instagram hatte ich zuvor einen Aufruf gestartet, ob bereits jemand einmal in einer der Städte war und in einem empfehlenswerten Hostel übernachtet hat. Das Gleiche habe ich für Sehenswürdigkeiten gemacht. Alle To Do’s und To See’s, die ich über Instagram bekommen habe, habe ich mir notiert und für die genaue Planung während meiner Neun-Stunden-Reise im Zug aufbewahrt. Im Interrail Podcast von Damaris habe ich ebenfalls super Tipps erhalten was z.B. das Packen angeht, die Planung der Reise, Tipps und Tricks während der Zugfahrt und so weiter. Planst du auch eine Reise mit dem Zug? Dann kann ich dir den Podcast wirklich sehr ans Herz legen.
Die Reise
Im Mai 2022 war es dann endlich soweit. Ich stieg in den Zug ein und es ging für mich erst mal quer durch Deutschland bis nach Hamburg. Die knappen neun Stunden vergingen wie im Flug. Zwischen Lesen, Musik hören, Essen und meinen Gedanken freien Lauf lassen, hatte ich noch Zeit, ab und zu aus dem Fenster zu schauen. Auch habe ich die ganz Reise in meinem Travel Journal live kommentiert. Einmal in Hamburg angekommen bezog ich mein Zimmer und machte mich dann auf, die neue Stadt kennenzulernen. Ich fühlte mich nicht alleine. Ich genoss die Ruhe und die Zeit, die ich mir selber geschenkt hatte. Während einer Woche konnte ich nun meine Reise so gestalten, wie es mir passt. Ich fühlte mich frei und leicht. Der einzige Moment, der mich während meiner ganzen Reise immer wieder etwas runtergezogen hat, war, das allein Essen. An das konnte ich mich nur schlecht gewöhnen und ich wechselte schnell von Restaurant zu Schnellimbiss und Take Away. Sonst war die ganze Reise ein Erfolg! Die Züge fuhren pünktlich, die Menschen waren alle freundlich und ich fühlte mich sicher und wohl. Ich konnte so viele Fotos vom Nyhavn machen, wie ich wollte, da niemand auf mich warten musste. Es war egal wann, wo und was ich essen möchte, denn ich musste auf niemanden Rücksicht nehmen. Weil ich nach bereits zwei Grossstädten in Berlin dann ziemlich kaputt war, konnte ich mich zwei Stunden im Tempelhofer Feld hinlegen und mein Buch lesen und niemand verpasste meinetwegen etwas – Freiheit pur.
Das Danach
Das allein Reisen hat mich nicht so sehr überrascht, wie ich gedacht hatte. Ich wohne auch zuhause allein und komme gut damit klar. Alleinsein auf Reisen ist da nicht viel anders. Ich habe mich in Ländern und Städten aufgehalten, in denen ich mich ohne Probleme verständigen kann und in denen die Sicherheit soweit gewährleistet ist. Klar habe ich Acht gegeben, wo lang ich gehe, welche Orte ich besuche und um welche Uhrzeit ich unterwegs bin. Aber sonst habe ich mich genau so verhalten, wie zuhause auch. Das Einzige, was mir aufgefallen ist, ist dass ich die Zeit für mich mehr, oder einfach bewusster, genossen habe, als in der Schweiz.
Es war eine unvergessliche Erfahrung und ich würde es immer wieder tun. Auch mit dem Bewusstsein, dass nicht immer alles so reibungslos ablaufen muss, wie ich es auf dieser Solo-Reise erlebt habe. Es hat mein Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten gestärkt und ich habe die Freiheit sehr genossen. Was nicht heisst, dass ich nicht auch gerne mit anderen reise. Es ist einfach etwas anderes und beides hat seine Vor- und Nachteile.
Falls du mehr über meine Reise erfahren möchtest, lies doch meine Artikel über Hamburg und Kopenhagen.
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