Rovaniemi – Santa Clause und Rentiere im Sommer

Der Norden Finnlands gilt als eine der schönsten Regionen des Landes. Rentiere, klare Seen, unendliche Weiten und die beruhigende Stille. Auf meiner Reise durch Finnland verbrachte ich eine Woche in Rovaniemi, der grössten Stadt in Finnisch Lappland.

Rovaniemi City Center

Rovaniemi ist eine der grössten Städte Finnlands. Da es sich um Finnland handelt, ist die Stadt immer noch klein und würde in anderen Ländern wohl nicht mal als Stadt durchgehen. Die Innenstadt Rovaniemis besteht aus einer langen Strasse, die hinunter zum Kemijoki, einem der längsten Flüssen Finnlands, führt. Auf den ersten Blick sind zwei Dinge zu erkennen: Die Stadt ist für Touristen gemacht und vor allem auf den Wintertourismus ausgerichtet. Ich besuchte Rovaniemi im August. Viele Geschäfte, Restaurants und Hotels waren geschlossen. Was aber das ganze Jahr 24/7 geöffnet hat, ist der Mc Donald’s. Was anfangs etwas komisch klingt, ist aber in Wahrheit ganz schön besonders. In Rovaniemi befindet sich nämlich der nördlichste McDonald’s der ganzen Welt. Der Cheeseburger schmeckt da zwar nicht anders als in jedem anderen Fast Food Restaurant, ein Erlebnis ist es trotzdem, mit diesem Gedanken in den saftigen Burger zu beissen.

Als Rovaniemis Wahrzeichen gilt wohl die Jätkänkynttilä Brücke, die über den Kemijoki führt. Am Fluss lässt es sich wunderbar in der Natur spazieren, die in unmittelbarer Nähe der Stadt zu finden ist.

Santa Clause Village

Rovaniemi ist die grösste Stadt in Finnisch Lappland und gleichzeitig das Zuhause von Santa Clause und seinen Rentieren. Auf der ganzen Welt wird die Geschichte rund um den Weihnachtsmann anders erzählt, und so variiert auch die Herkunft des rot gekleideten Mannes, der jedes Jahr Geschenke bringt. In Finnland ist es aber ganz klar, dass der Weihnachtsmann, oder Joulupukki wie die Finn*innen sagen, aus Finnland kommt. Bestätigt wird diese Version der Geschichte durch das Santa Clause Village in Rovaniemi, wo der echte Weihnachtsmann ganzjährich besucht werden kann.

Im Santa Clause Village leben die Rentiere, die rund um Weihnachten mit dem Weihnachtsmann durch die Lüfte fliegen und den Kindern auf der ganzen Welt Geschenke bringen. Gleich neben den Rentieren ist die offizielle Weihnachtsmann Poststelle. Dort kommen jeden Tag hunderte Briefe aus der ganzen Welt an. Gleichzeitig können die Besuchenden hier Briefe an die Liebsten zuhause senden. Entweder sofort, oder sie landen im Briefkasten mit der Aufschrift “on christmas”, damit sie erst an Weihnachten ankommen. Die Hauptattraktion ist jedoch das Haus des Weihnachtsmannes. Der Eintritt ist kostenlos. Da ich im Sommer dort war, waren nicht viele Touristen im Dorf. Durch das ganze Haus stehen zur Weihnachtszeit Menschen an, die den Weihnachtsmann treffen wollen. Auf dem Weg dorthin ist auch die Uhr zu sehen, die es dem Weihnachtsmann ermöglicht, an Weihnachten überall zur gleichen Zeit zu sein. Kurz bevor es ins Zimmer des Weihnachtsmannes geht, wurde ich von einer freundlichen Elfin begrüsst, die wissen wollte, woher ich komme und ob ich nervös sei, gleich den Weihnachtsmann zu treffen. Als ich mit Ja geantwortet habe, meinte sie nur, dass das bedeutet, dass gleich etwas ganz Spezielles passieren wird. Und tatsächlich sass im nächsten Zimmer der Weihnachtsmann höchstpersönlich, der mir während ein paar Minuten Fragen stellte und mir danach versprach, mich an Weihnachten besuchen zu kommen. Der Eintritt in das Haus ist kostenlos. So auch das Gespräch mit dem Weihnachtsmann. Wer aber das Foto, das mit dem Weihnachtsmann geschossen wurde, mit nach Hause nehmen möchte, zahlt je nach grösse des Bildes stolze 35 bis 40 Euro.

Riisitunturi Nationalpark

Wer etwas Zeit mitbringt, sollte sich die Natur rund um Rovaniemi anschauen. Entlang des Kemijoki befinden sich unzählige lauschige Plätzchen, Moskitos inbegriffen. Mein persönliches Highlight war der Riisitunturi, ein Nationalpark, der etwa eine zweistündige Autofahrt von Rovaniemi entfernt ist. Wir haben dort eine wunderschöne Wanderung gemacht, die ich wärmstens empfehlen kann. Vom gleichen Ausgangspunkt führen drei verschiedene Wanderwege durch den Nationalpark. Wir haben uns für den mittleren Weg entschieden, der etwa fünf Kilometer lang ist. Die Höhendifferenz, die zurückgelegt wird, ist sehr niedrig. Bereits auf dem Weg vom Süden Finnlands nach Rovaniemi konnte ich sehen, wie die Natur sich verändert. Die Bäume wurden kürzer und dünner. Gleichzeitig watschelten immer mehr Rentiere über die Strasse. Im Riisitunturi werden die dünnen Bäume schnell zu tiefem Gebüsch. Kurz vor Ruska, oder auch Indian Summer genannt, lief ich über den Fjell hoch zum Ziel. Die Beerensträucher bereits in den leuchtenden Farben des Herbstes, obwohl es erst Anfang August war. Wer es sich gewohnt ist, in Bergen zu wandern, wird hier keine Probleme haben. Die Wege sind gut markiert, flach und einfach zu begehen. Vorbei an Seen und über Holzstege gelangen wir schlussendlich zum Aussichtspunkt. Die Weite verschlägt einem den Atem. Seen und Wälder – etwas anderes gibt es nicht zu sehen. Die beliebte Skiregion Kuusamo ist vom Riisitunturi nur noch einen Rentiersprung entfernt.

Wer gerne etwas näher an Rovaniemi bleiben möchte, kann einen Ausflug zum Juhannuskola oder Auttiköngas machen. In etwas über einer Stunde werden die beiden schönen Plätze erreicht.

Rovaniemi ist auf jeden Fall für den Schnee, die Nordlichter und die nicht endende Dunkelheit im Winter bekannt. Mich hat Finnisch Lappland jedoch auch im Sommer überzeugt. Die Stadt an sich kann gerne übersprungen werden. Die Natur rundherum sollte aber auf jeden Fall genau unter die Lupe genommen werden. Auf gar keinen Fall verpassen darfst du den Besuch beim einzig wahren Weihnachtsmann.