Wohnen und arbeiten im Ausland
Einmal im Leben im Ausland wohnen. Eine fremde Sprache lernen. In einer neuen Umgebung arbeiten. Spannende Menschen kennenlernen. Voll und ganz eintauchen in eine andere Kultur. Sich in der Fremde zuhause fühlen. Klingt wunderbar, oder? Ganz ehrlich: das ist es auch. Aber ganz so romantisch, wie man sich das vorstellt, ist es meistens erstmal nicht.
Ein paar Mal schon habe ich meinen Rucksack gepackt und mich aufgemacht in ein fernes Land, um dort für ein paar Monate zu leben und zu arbeiten. In den nächsten Zeilen teile ich meine Erfahrungen mit dir, bereite dich auf die Momente vor, in denen du denkst, dass alles keinen Sinn mehr hat, und gebe dir Ratschläge, wie du ganz genau das bekommst, was du dir erträumt hast.
Bitte beachte: Im Beitrag geht es ums Wohnen und Arbeiten innerhalb Europas.
Gehen – aber alles aufgeben?
Je nachdem, wie lange du unterwegs sein willst, musst du dir überlegen, was du mit deinem Zuhause machen möchtest. Bei einem längeren Aufenthalt lohnt es sich, deine Wohnung oder dein Zimmer unterzuvermieten. Du kannst so einige Kosten sparen, denn vielleicht wirst du auch im neuen Land Miete bezahlen müssen. Ist dein Abenteuer zeitlich unbegrenzt, kannst du deine Wohnung natürlich auch ganz aufgeben, deine Sachen entweder einlagern oder verkaufen, um das Reisebudget etwas aufzustocken.
Was ist mit deiner Arbeitsstelle? Wolltest du sowieso schon lange nicht mehr dort arbeiten, dann kündige. Hast du nur das Bedürfnis nach einer Pause, dann kannst du vielleicht eine Weile unbezahlten Urlaub nehmen. Loslassen braucht viel Mut, aber glaube mir: Die schönen Dinge warten ausserhalb deiner Komfortzone.
Fange früh genug mit den Vorbereitungen an, damit du schön entspannt in dein Abenteuer starten kannst 🙂
Bewilligungen, Visa, Papierkram – alles nicht nötig in der EU
Das Abenteuer beginnt bereits zuhause. Eine gründliche Vorbereitung erspart dir viel Ärger vor Ort. Ich bin sehr pro “einfach mal machen“. In dieser Situation jedoch lässt sich eine gewisse Vorbereitung nicht umgehen. Die allermeisten Länder in Europa sind Teil der EU, was das Arbeiten und Leben im Ausland um einiges leichter macht. Wenn du nicht länger als drei Monate in einem EU-Staat arbeiten möchtest, brauchst du in den allermeisten Fällen kein Visa. Erst, wenn du länger als drei Monate bleibst, brauchst du eine Bewilligung und musst dich bei den Behörden melden. Schaue als Schweizerin trotzdem unbedingt vorher auf der Website des EDA nach. Z.B. für Spanien brauchte ich die sogenannte NIE Nummer, um auf Mallorca arbeiten zu können. Ich musste also im Voraus auf die Spanische Botschaft in Bern und mir dort die nötigen Papiere holen. Obwohl die Schweiz nicht zur EU gehört, haben wir bilaterale Verträge, die es uns erlauben, die gleichen Bedingungen zu haben wie die EU-Staaten. Sehr praktisch!
Gut versichert
Informiere dich auch bei deiner Krankenkasse und deinen Versicherungen für welche Fälle du versichert bist, für wie viele Wochen im Jahr und ob du noch weitere Versicherungen brauchst, um vor Ort sorgenfrei leben zu können.
Money, money, money
Dein Budget wird mitbestimmen, wie dein Wohnen und Arbeiten im Ausland aussehen werden. Als Schweizerin muss mir immer bewusst sein, dass, egal, wo ich hingehe, die Löhne tiefer sind als in der Schweiz. Klar sind auch die Lebenshaltungskosten weniger hoch, und trotzdem kann das bedeuten, dass ein gewisser Lebensstandard nicht mehr möglich ist. Meistens hast du auch während einem Aufenthalt im Ausland immer noch Kosten zuhause. Informiere dich also, wie hoch die Durchschnittslöhne in deinem Wunschland sind, die Mieten und die Preise für Lebensmittel oder Restaurantbesuche. Das erspart dir ein böses Erwachen am Ende des ersten Monats.
Arbeiten im Ausland – aber wo?
Das Land, in das du reisen möchtest, steht bestimmt schon lange fest. Irgendein Bauchgefühl, eine gute Freundin oder vielleicht deine grosse Liebe ziehen dich in die Ferne. Falls nicht, kannst du auch einfach mit einem Pfeil auf die Europakarte schiessen und schauen, was dabei raus kommt.
Ist das Land und die Stadt erst mal klar, geht es auf Jobsuche. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich alle schon ausprobiert habe und nicht sagen kann, welche am besten funktioniert. Am besten probiertst du einfach alles aus und schaust, wo es für dich am besten klappt.
Google Maps
Merk dir Google Maps. Wir kommen später noch mal darauf zurück (Ich bin ein Fan von Google Maps).
Für die Jobsuche kann Google Maps sehr hilfreich sein. Du weisst also jetzt, in welcher Stadt du die nächsten Monate arbeiten möchtest. Öffne die Google Maps App, suche den von dir definierten Ort und fahre dort virtuell durch. Wenn du zum Beispiel weisst, dass du am liebsten in einem Frühstückskaffee arbeiten möchtest, dann suche danach und wähle die angezeigten Betriebe an. Geh nach deinem Bauchgefühl. Schau auf den Websites nach, ob Stellen ausgeschrieben sind, schreibe Nachrichten auf Instagram, versende Blindbewerbungen, schicke Mails oder rufe an. Was immer sich am besten anfühlt. Und verzweifle nicht, wenn du keine Antworten bekommst. Als ich nach Mallorca gegangen bin, habe ich über dreissig Bewerbungen geschickt und nur eine einzige Antwort bekommen, und das war eine Absage.
Schreibe dir auf, welche Cafés dir gefallen und gehe vor Ort vorbei, sobald du da bist. Durch den persönliche Kontakt hast du oft eine grössere Chance, einen Job zu bekommen.
Lokale Jobportale
Was Jobs.ch und Co. in der Schweiz sind, gibt es in ganz Europa. Frag rum, vielleicht kennst du jemanden, der bereits in dem Land wohnt oder mal dort gearbeitet hat. Und sonst: Google weiss alles!
Wer denkt, dass Facebook ausgestorben ist, irrt sich gewaltig. Suche nach Facebookgruppen des Ortes, in dem du arbeiten möchtest. „Jobs Mallorca“, „Arbeiten Mallorca“, „Offene Stellen Mallorca“. Versuche verschiedenes aus, tritt allen Gruppen bei, schaue, was du findest.
Du kannst auch einen kurzen Text zu dir und deiner Situation schreiben und z.B. mit einem Foto posten. So können dich mögliche Arbeitgebende finden.
People to people
Zu guter Letzt: frage in deinem Umfeld nach. Mach eine Story auf Instagram und teile einen WhatsApp Status. Starte einen Aufruf und bitte deine Freunde und Familie um Hilfe. Wie oft ergibt sich etwas, weil jemand jemanden kennt, der jemanden kennt.
Wohnen im Ausland – aber wo?
Same same but different. Auch bei der Wohnungssuche können Facebook, Google und persönliche Kontakte helfen. Überlege dir im Voraus, wie du dir deine Unterkunft vorstellst. Willst du alleine wohnen? In einem Hostel? Reicht dir ein Zimmer? Suche gezielt danach. Gerade auf Facebook gibt es z.B Co-Living-Gruppen oder je nach Ortschaft auch Mietangebote. Und immer Vorsicht vor Betrügern! Zahle kein Geld im Voraus. Eine weitere Möglichkeit ist AirBnB. Die Plattform bietet auch Unterkünfte für Langzeitaufenthalte.
Apps
Auch hier gilt wieder: was wir Immoscout nennen, nennen die Bewohnenden eines anderen Landes anders. Suche im World Wide Web nach Apps und Seiten, auf denen du Mietangebote von Einheimischen findest. Die sind dann meist viel günstiger als Hostels, AirBnBs und Co. und unterstützen Einheimische mehr.
Fortbewegung vor Ort
Je nach Grösse der Stadt, in der du bald leben wirst, bist du auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. Unser lieber Freund Google wird dir wiederum helfen, herauszufinden, wie die öffentlichen Verkehrsbetriebe heissen, wie sie funktionieren, was sie kosten und ob es eine App gibt. Wenn du deinen Arbeits- und Wohnort kennst, kannst du dir die verschiedenen Angebote anschauen. Gibt es Monatskarten? Sind die Preise über die App günstiger als vor Ort? Gibt es für Einheimische (und das wirst du auch sein) kostenlose Nutzung des ÖVs? Nimm dir Zeit, schaue dir das alles genau an und finde die beste Lösung für dich.
Vielleicht möchtest du auch lieber mit dem Fahrrad unterwegs sein? Je nach Ort macht das auf jeden Fall Sinn. Über den Facebook Marketplace kannst du dir günstige Second Hand Fahrräder kaufen und danach wieder verkaufen.
Und jetzt kommt meine Lobeshymne an Google Maps. Ich wäre total aufgeschmissen, wenn es diese App nicht geben würde. Nicht nur wegen meines miserablen Orientierungssinns, aber auch, weil ich über Google Maps Jobs gefunden habe, die besten Cafés, in denen ich während Wochen an meinem Blog gearbeitet habe, die schönsten Strände, die besten Busverbindungen und schnellsten Routen zu Fuss. Google Maps ist ein MUSS, wenn du unterwegs bist. Es macht auch richtig viel Spass auf diesen Karten rumzusurfen 🙂
Ankommen
Hast du erstmal ein Zuhause und einen Job, kannst du anfangen, dir ein Leben rundherum aufzubauen. Vielleicht triffst du bei der Arbeit Einheimische, denen du dich in deiner Freizeit anschließen kannst. Schaue auch da wieder nach, ob du Facebook Gruppen findest, die es dir ermöglichen, Kontakte zu knüpfen. Oder lade dir die Bumble App herunter. Mit der Freundschaftsfunktion (oder auch nicht, je nachdem was du suchst) kannst du neue Leute kennenlernen.
Gibt es ein Hobby, das du schon immer ausprobieren wolltest, aber den Mut nie hattest? Hier kennt dich niemand. Buche den Tanzkurs, lern die Sprache, mach mit beim Töpferkurs, geh in die Yogaklasse.
Sei mutig. Sprich mit Leuten, traue dich!
Einfach mal machen
Mein Umfeld nennt mich immer mutig, wenn ich von meinen Geschichten erzähle. Dabei verbringe ich immer viel Zeit mit Vorbereitung und bin längst nicht immer so entspannt, wie es vielleicht aussieht. Klar, du kannst auch einfach dein Zugticket und ein Zimmer für die ersten paar Nächte buchen und dann schauen, was passiert. Das erfordert etwas mehr Mut, allerdings kann dir ja eigentlich nichts passieren. Wenn es nicht so klappt, wie du dir es vorgestellt hast, kannst du jederzeit einfach wieder nach Hause.
Als ich zwei Monate in Palma gewohnt habe, habe ich es genau so gemacht. Ich bin einfach mal gegangen, hatte nur eine Unterkunft für ein paar Nächte und keine Aussicht auf einen Job. Alle meine Bemühungen im Voraus haben keine Früchte getragen. Zwei Tage, bevor ich wieder hätte nach Hause gehen müssen, fand ich plötzlich ein Zimmer und einen Job. Ich konnte wie geplant zwei Monate auf Mallorca bleiben und hatte eine tolle Zeit. Den Mutigen gehört die Welt! Ja, es braucht viel Mut, viel Zeit, viel Energie, Nerven und Durchhaltewillen, aber es lohnt sich immer! Wer nichts wagt, der nichts gewinnt! (ich höre gleich auf mit diesen Wandtattoo Sprüchen). Passieren kann dir nichts. Du wirst so viel über dich und dein Leben lernen. Wie oft sass ich weinend irgendwo, habe nach Zugverbindungen für meine Heimreise gesucht und dachte, die Welt geht gleich unter. Spoiler: sie ist bis jetzt noch nicht untergegangen 🙂 Jedesmal war ich froh, diesen Schritt gemacht zu haben: Ich war stolz darauf, dass ich mich entschieden habe, meinen Weg zu gehen und auf mein Herz zu hören.
Hokuspokus
Zu guter Letzt der absolute Protipp, wie du ganz genau das bekommst, was du willst. Klingt nach Magie, ist es aber nicht. Oder vielleicht doch? 🙂
Immer, bevor ich mich ins grosse Abenteuer stürze, male ich mir ganz genau aus, wie ich mir meine Zeit im Ausland vorstelle. Kein Detail wird ausgelassen. Ich kann das wirklich sehr empfehlen. Wir können so unser Hirn auf das fokussieren, was wir wirklich wollen. Es wird dann anfangen das Richtige raus zu filtern und du wirst sofort spüren, ob sich etwas für dich richtig oder falsch anfühlt. Ich habe dir eine Liste mit Fragen, die du dir im Voraus stellen kannst, zusammengefasst. Setzte dich an einen gemütlichen Ort, an dem du dich sicher fühlst. Lasse deien Gedanken freien Lauf, nichts und niemand kann dich be- oder verurteilen für das, was du möchtest. Schreib alles auf und fühle genau in dich hinein. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Deine Welt gehört dir♥
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